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Air Berlin streicht 7.500 Flüge - was bedeutet das für...

Köln-Bonn

Köln verliert Marokko und Valencia. Das ist unschön, aber keine Tragödie. Köln-Bonn hat mit Germanwings eine starke Fluggesellschaft, die ihr Hauptquartier am Flughafen hat. Auch andere Billigflieger starten gern ab Köln. Und Geld verdient der Airport ohnehin größtenteils mit Fracht-Maschinen.

Urteil: Köln-Bonn muss sich mehr Sorgen wegen des drohenden Nachtflugverbots machen.

Hier die vollständige Gewinner- und Verlierer-Liste

Der einsame Kampf des Horst Becker gegen Nachtflüge

Horst Becker

 Horst Becker hat nie einen Hehl daraus gemacht. Am liebsten würde er alle Nachtflüge in NRW verbieten. Seit die Grünen ihn zum Staatssekretär im Verkehrsministerium gemacht haben, hat er sogar realistische Chancen, sein Ziel zu erreichen. Als erstem Flughafen will er Köln-Bonn Passagierflüge in der Nacht untersagen. Ein riskantes Spiel, das für ihn in einem strahlendem Sieg aber genauso gut in einer bitteren persönlichen Niederlage enden könnte.

Der Kampf gegen Fluglärm - das ist so etwas wie das Lebensthema des Abgeordneten aus Lohmar, ein Städtchen auf halben Weg zwischen Köln und Bonn. Bereits in der Opposition ließ der damalige verkehrspolitische Sprecher der Grünen keine Gelegenheit aus, um die Flughäfen zu kritisieren. Köln-Bonn wegen des 24-Stunden-Betriebs, Münster-Osnabrück wegen der Interkontinentalbahn, Dortmund wegen der Millionenverluste.

Mit der Bildung der rot-grünen Koalition 2010 in NRW schlug die Stunde des Horst Becker. Seine Partei setzte den Landtagsabgeordneten als Staatssekretär im Verkehrsministerium ein. Endlich saß der 55jährige Speditionskaufmann an den Hebeln der Macht, nach 25 Jahren aktiver Arbeit bei den Grünen. Becker fackelte nicht lang und setzte in den Koalitionsverhandlungen seine Visionen von einem Nachtflugverbot in NRW durch. Die SPD-Vertreter in der Runde hatten zwar erhebliche Bauchschmerzen, ließen ihn aber gewähren. Das Thema sollte die Bildung der rot-grünen Minderheitsregierung nicht zum Scheitern bringen.

Der ein oder andere Sozialdemokrat dürfte den hartnäckigen Becker dabei unterschätzt haben. "Was die in Düsseldorf beschließen, interessiert uns nicht. Die Koalition macht in Düsseldorf, was sie will und wir machen, was wir wollen", kommentierten hochrangige Dortmunder SPD-Vertreter trotzig den Beschluss. Und votierten anschließend gegen den Geist des Koalitionsvertrags, den der eigene Parteivorsitzende mit beraten und unterschrieben hatte, für eine Verlängerung der Betriebszeiten am Dortmunder Flughafen.

Der Köln-Bonner Flughafen-Chef Michael Garvens nahm den Koalitionsvertrag nicht wie die Dortmunder auf die leichte Schulter. Er gab umgehend ein Gutachten in Auftrag, das belegen sollte (und belegte), dass die Düsseldorfer Koalition gar kein Nachtflugverbot beschließen darf. Das ist Bundesangelegenheit, so der Tenor des Gutachtens, das Becker mit etwas Verzögerung mit einem Gegen-Gutachten konterte. Wer die "Gutachteritis" der deutschen Politik kennt, den wird das Ergebnis nicht überraschen: Natürlich ergab Beckers Studie genau das, was er bezweckt und bezahlt hatte: Das Land darf eben doch ein Nachtflugverbot beschließen.

Jetzt stehen die eine gutachterliche Meinung gegen die andere. Ein Konflikt, den wohl nur ein Gericht klären kann. Oder Beckers Vorgesetzter. Der NRW-Verkehrsminister Voigtsberger. Der gibt sich nämlich im ersten Jahr seiner Amtszeit durchaus als Luftfahrt-Freund, der die Sorgen und Nöte der NRW-Flughäfen versteht. Andererseits lässt er seinen Staatssekretär Horst Becker schalten und walten wie er will. Voigtsberger drückt sich um eine klare Aussage zum Nachtflugverbot. Das würde ihm schließlich Ärger mit den eigenen Genossen in Köln, Dortmund, Paderborn, Münster und Co einbringen. In dieser Zwickmühle steckt rot-grün nun: Einer wird sein Gesicht verlieren: Die SPD oder die Grünen. Wer Horst Becker kennt, will nicht wirklich glauben, dass er als Verlierer aus dem Konflikt hervorgeht. Zu stark ist die Position der Grünen im Moment in Bund und Land.

Hintergrund: Das Thema Nachtflug war nicht immer negativ besetzt - Antoine de Saint-Exupery hat dazu einen spannenden Roman geschrieben

Wie die Ambient-Musik in Köln-Bonn erfunden wurde

Damit kann sonst kein Flughafen auftrumpfen: Dass eine ganze Musikrichtung an seinem Flughafen erfunden wurde. Mit der Ambient - Musik, auch als Chill-Out oder Café del Mar bekannt, war das so: Der Komponist und Produzent Brian Eno (u.a. Produzent von U2 und Roxy Music) hing Mitte der 70er-Jahre auf dem Flughafen Köln-Bonn fest und wartete Stunden auf einen Anschlussflug. Dabei ärgerte er sich über die kalte Atmosphäre des Flughafens. Dabei kam er auf die Idee, dass ein Airport mit der passenden Musik wärmer und einladender wirken würde. Wieder zuhause komponierte er seine "Music for Airports". Der erste Flughafen, der die Musik über Lautsprecher einspielte, war aber nicht Köln-Bonn, sondern LaGuardia in New York. Heute läuft auf vielen Flughäfen Entspannungsmusik. 

Music for Airports hören und sehen:

music for airports (dvd)

music for airports (download)

Music for airports (cd)

 

Video: Music for Airports - Brian Eno

 

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Ein süßes Kinderbuch über den Flughafen Köln-Bonn

 

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